Touring Eurolines

in der Kategorie Anreise, Mit dem Bus

 

Die Eurolines-Busse fahren von vielen deutschen Städte nach London, von manchen täglich, von anderen mehrmals wöchentlich.

Deutsche Touring GmbH

Am Römerhof 17

60486 Frankfurt am Main

Service Hotline Tel.: 069-7903-501

Wir hatten uns entschlossen, einen aus unserer Gruppe von Deutschland aus auf eine Busfahrt nach London zu schicken. Wir waren bei der Auswahl vielleicht ein bisschen unfair. Die Wahl fiel auf  denjenigen, der noch nie auf einer langen Busreise war, andererseits aber einige der Billigflieger komplett ablehnt. Er sollte testen, ob der Bus eine Alternative zum Billigflieger ist. Hier sein Bericht:

(Foto: Martin Hawlisch)

Zentraler-Omnibusbahnhof (ZOB) in Berlin um 18.00 Uhr an einem Sonntagabend. Ich bin eine Stunde vor Abfahrt da. Eine Busfahrt quer durch das nördliche Europa ist etwas völlig Neues für mich, ich möchte sicherstellen, dass ich nicht zu spät komme.  Ich hätte natürlich eine kürzerer Strecke aussuchen können, von Köln zum Beispiel, aber ich wollte einfach wissen, wie sich so eine lange Fahrt anfühlt.

45 Minuten vor der Abfahrt kann man am Schalter 5 einchecken. Die Männer hinter der Glasscheibe sind unerwartet freundlich, geben bereitwillig Auskunft. Man muss Reisepass oder Ausweis vorlegen, schließlich geht es in ein Land, das nicht zur Schengen-Gruppe gehört. Ich habe Zeit vor der Abfahrt und entdecke zwei Internet-Terminals, nehme noch mal Kontakt mit London auf, bin allerdings etwas erschreckt, wie teuer das ist. Der Fahrpreis dagegen ist sehr günstig. Einmal Berlin-London kostet im besten Fall, wenn man früh genug bucht, € 44.

Einstieg an der Haltestelle 13. Der Fahrer ist im Gegensatz zu den Männern am Schalter sehr unfreundlich. Ich frage, ob ich meinen kleinen Koffer in den Bus nehmen darf, er bellt „Nein“ und dann bellt er noch einmal: „Ein Euro Fünfzig“. Als Greenhorn ist mir nicht sofort klar, dass diese Summe dafür gezahlt werden muss, dass der Koffer in den Kofferraum geladen wird. Ich denke mir, dass sein Gebell etwas mit mangelnden Deutschkenntnissen zu tun hat. Allerdings kommen wohl seine militärischen Anweisungen, mit denen er einigen Fahrgästen befiehlt, ihre Schuhe wieder anzuziehen, wohl aus einer anderen Ecke. Er geht auf jeden Fall davon aus, dass ein unbeschuhter Fuß eine Belästigung der Mitreisenden ist und lässt nichts anderes gelten.

Wir fahren pünktlich um 19 Uhr los.  Es gibt noch ein paar Anweisungen, dann geht es auf der Avus raus aus Berlin. Der nicht mehr so junge Fahrer legt einen flotten Fahrstil an den Tag. Das macht sich vor allem immer dann unangenehm bemerkbar, wenn er die Autobahn verlassen muss, um über Landstraßen und durch Städte zu fahren, wo weitere Passagiere zusteigen. Wir werden ziemlich derb hin und her geworfen und freuen uns, als in Duisburg (kein Routenstopp) Fahrerwechsel ist. Der neue, junge Fahrer ist freundlich und hat einen wesentlich geschmeidigeren Stil. Die Fahrgäste wissen es zu schätzen. Schließlich ist die Nacht über uns hereingebrochen, und die meisten wollen schlafen. Ein Blick auf die Uhr beweist, dass sie recht haben: es ist 2 Uhr.

Es folgt eine ganze Reihe von Stopps (in Braunschweig, Bielefeld, Brüssel, Lille), um Fahrgäste aufzusammeln oder wie eben in Duisburg, Fahrer zu wechseln. In regelmäßigen Abständen fahren wir auch Autobahn-Raststätten  für Pinkel- und Rauchpausen an. Eigentlich ist gegen diese Art zu reisen, gar nichts einzuwenden. Nur vielleicht, dass sich die Sache etwas hinzieht.

Wir erreichen endlich Calais. Hier  geht es durch den Tunnel rüber auf die Insel. Zunächst müssen alle Fahrgäste an der französischen Passkontrolle aussteigen, Pass oder Ausweis vorzeigen, zurück in den Bus. Dann ein paar Meter weiterfahren, an der englischen Passkontrolle aussteigen, Pass oder Ausweis vorzeigen, zurück in den Bus. Kein sonderliches Vergnügen, wenn einem jeder Knochen beim Aufstehen weh tut. Weiter geht es auf einen der Huckepackzüge. Kein Blick nach draußen, man merkt nur, dass der Zug fährt, weil der Bus plötzlich wackelt. Ungefähr 35 Minuten später sind wir auf der Insel und auf dem Weg zum Londoner Busbahnhof Victoria Coach Station, zentraler geht es eigentlich nicht. Es ist 12 Uhr 15 am Mittag, eine halbe Stunde früher als auf dem Fahrplan. Vielleicht ist der Busfahrer zu schnell gefahren, uns stört es nicht. Nach siebzehn-ein-viertel Stunden Busfahrt, steige ich doch hundemüde in einen Londoner Doppeldeckerbus, um nachhause zu kommen.

Die Fahrt war lang, aber sie hatte gewisse Vorteile. Keine Beschränkung beim Gepäck, keine durchsichtige Plastiktüte, in die man selbst die 25 ml Zahnpastatube stecken muss. Man kann den Freunden in London problemlos ein paar Flaschen Wein mitbringen und ein schönes Stück Leberwurst (das nicht mit Semtex verwechselt werden kann). Es gibt keine übereifrigen Security Guards, die (wie mir bei einer Reise in der Woche zuvor passiert), meinen winzigen Handy-Ohrstöpsel zweimal durch die  X-Ray-Maschine schicken und anschließend noch nach Schmauchspuren überprüfen. Beim Check-In gibt es kein auf Unfreundlichkeit getrimmtes Personal und auf der Reise selbst versucht niemand, einem Scratch Cards zu verkaufen.

Allerdings war mein Bus ziemlich alt, die Sitze waren ungemütlich, es gab keine Stecker, um die Batterie des Laptops aufzuladen (bei den moderneren Bussen soll es so etwas geben, sagte man mir am Schulter 5 in Berlin). Und das Klo, naja, darüber brauchen wir nicht zu reden. Ein Hinweisschild an der Tür, dass das Licht nur angeht, wenn man die Tür von innen verriegelt, hätte sicherlich manch einem Fahrgast das Leben erleichtert.

Trotzdem: vom Preis-Leistungs-Verhältnis her ist Busfahren echt empfehlenswert. Es dauert nur leider ein bisschen lang.

www.deutsche-touring.com